Titel: Grundgehorsam leicht gemacht — Sitz, Platz und Ruf in 6 Schritten

Einleitung Grundgehorsam ist das Fundament für ein entspanntes Zusammenleben mit deinem Hund. Drei der wichtigsten Signale sind „Sitz“, „Platz“ (lie down) und der „Ruf“ (Rückruf). In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du diese drei Kommandos schrittweise, freundlich und effektiv aufbaust — inklusive Trainingsplan, Tipps zum Belohnen, Fehlern, die du vermeiden solltest, und wie du das Ganze draußen unter Ablenkung zuverlässig machst.

Allgemeine Trainingsprinzipien (kurz & wichtig)

  • Kurz und häufig: 3–5 Minuten pro Übungseinheit, 3–6 Mal am Tag sind oft effektiver als lange Sessions.
  • Positive Verstärkung: Nutze hochwertige Belohnungen (kleine, weiche Leckerlis, Spielzeug, Lob). Variiere die Belohnungen.
  • Marker-Signal: Klicker oder klares Wort wie „Fein!“ markieren exakt den richtigen Moment.
  • Kleine Schritte (Shaping/Luring): Fordere nur so viel, wie dein Hund aktuell zuverlässig schafft, und steigere langsam.
  • Kontext & Motivation: Trainiere an verschiedenen Orten und mit steigender Ablenkung. Belohnungswert erhöhen, wenn’s schwieriger wird.
  • Keine Gewalt: Niemals zwingen. Das zerstört Vertrauen und Motivation.

Sitz — Schritt-für-Schritt Ziel: Hund kommt in sitzende Position auf dein Signal.

Material: sehr kleine, weiche Leckerlis; evtl. Clicker.

Variante A — Locken (für Anfänger)

  1. Halte ein Leckerli nahe der Nase deines Hundes.
  2. Führe die Hand langsam über seinen Kopf Richtung Nacken. Die natürliche Kopfbewegung lässt oft das Hinterteil runtergehen.
  3. Sobald das Hinterteil den Boden berührt, markiere sofort („Fein!“/Click) und gib Leckerli.
  4. Wiederhole 5–8 Mal. Kurze Pause.
  5. Füge dann ein Signal hinzu: Sag kurz und klar dein Kommando („Sitz“) genau in dem Moment, in dem du die Bewegung einleitest — also bevor das Hinterteil den Boden berührt. Markiere und belohne wie gehabt. Wiederhole und kürze nach und nach die Führung mit der Hand, bis dein Hund das Kommando auch ohne Leckerli-Führung ausführt.Feinheiten & Aufbau
    • Fade das Locken aus: Sobald der Hund zuverlässig auf das Wort reagiert, halte das Leckerli sichtbar in der Hand, dann in der Tasche, bis es ganz wegfällt. Markiere trotzdem noch den Moment mit „Fein!“ oder dem Clicker.
    • Belohnungswechsel: Verwende nicht immer ein Leckerli – abwechselnd Lob, ein kurzes Spiel oder ein besseres Futterstück. So bleibt die Motivation hoch.
    • Übergang zu „sitz“ aus der Bewegung: Übe „Sitz“ wenn du mit dem Hund spazieren gehst, an der Tür, beim Anleinen — also Situationen, in denen du es auch später abrufen willst.
    • Dauer steigern: Hat der Hund gelernt, setze dich erst für 1–2 Sekunden auf den Sitz und steigere langsam die Zeit, bevor du belohnst.

    Häufige Probleme & Lösungen (Sitz)

    • Hund setzt sich nicht; nimmt Leckerli aber: Versuch kleinere Schritte (nur Kopfbewegung markieren), erhöhe Belohnungswert, oder übe aus kurzer Distanz.
    • Hund steht sofort wieder auf: Markiere den Moment, wo er sitzt, lobe großzügig oder gib ein zweites Belohnungsstück, wenn er länger bleibt. Führe ein Freigabewort („Okay!“) ein.

Platz — Schritt-für-Schritt Ziel: Hund legt sich entspannt hin und bleibt (falls gewünscht) bis zur Freigabe

Material: weiche Leckerlis, evtl. eine Matte als Zielobjekt, Clicker.

Variante A — Vom Sitz ins Platz luren:

  1. Bringe den Hund in die Position „Sitz“
  2.  Führe das Leckerli langsam zwischen den Vorderpfoten Richtung Boden. Viele Hunde legen sich dann automatisch hin, um an das Leckerli zu kommen.
  3. Sobald die Brust oder die Ellenbogen den Boden berühren, markiere sofort („Fein!“/Click) und gib Leckerli.
  4. Wiederhole in kurzen Serien (5–8 Wiederholungen). Führe dann das Kommandowort ein („Platz“) genau beim Einleiten der Bewegung.
  5. Reduziere nach und nach die Führung mit der Hand, bis das Wort alleine reicht.

Variante B — Target- oder Matten-Methode

  1. Lege eine Matte als Ziel aus.
  2. Lock den Hund mit Leckerli auf die Matte, markiere das Hinlegen und belohne.
  3. Verwende die Matte als visuelles Ziel — das erleichtert „Platz“ unter Ablenkung und bei größerer Distanz.

Aufbau der Dauer und Distanz

  • Dauer: Belohne anfänglich direkt beim Hinlegen, dann erst nach 1–2 Sekunden, später nach 5–10 Sekunden. Steigere schrittweise.
  • Distanz: Übe erst in Griffnähe, dann 1–2 Schritte weg, später mehrere Meter. Immer das Belohnungsniveau anpassen.

Fehler & Lösungen bei Platz

  • Hund liegt und rollt herum: Markiere nur das korrekte Ruhigliegen; gib Belohnung nur, wenn er ruhig bleibt. Trainiere kurze Pausen und verlängere sie langsam.
  • Hund kriecht statt zu liegen: Akzeptiere anfangs das Kriechen, markiere das letzte Verhalten (vollständig liegen) und belohne; schließlich shape so, dass er komplett fest liegt.
  • Hund springt sofort wieder auf: Nutze ein Freigabewort („Okay!“) und belohne zusätzlich, wenn er länger bleibt. Übe „Platz“ mit Ablenkungen in kurzen Schritten.

Ruf (Rückruf) — Schritt-für-Schritt Warum der Rückruf wichtig ist Ein zuverlässiger Rückruf kann Leben retten (z. B. bei Grenzübertritt, Verkehr oder Begegnung mit anderen Tieren). Er ist oft schwieriger zu trainieren als Sitz/Platz, weil er in vielen Kontexten Konkurrenz mit spannenderen Reizen hat.

Grundprinzipien

  • Ruf nur Positives herbei: Der Rückruf muss immer mit etwas GUTEM enden (Belohnung, Spiel, Freiheit).
  • Nie bestrafen, wenn der Hund zurückkommt — das untergräbt Vertrauen.
  • Starte mit maximaler Belohnung (Wurst, heißer Käse, Lieblingsspielzeug).
  • Sicherheit zuerst: Anfangs an Schleppleine oder in eingezäuntem Bereich trainieren

Einfache Aufbau-Schritte für den Rückruf

  1. Name-zu-Blick (Aufmerksamkeit aufbauen)
  • Ziel: Hund reagiert zuverlässig, wenn du seinen Namen rufst.
  • Ablauf: Sag den Namen in fröhlichem Ton. Sobald er dich ansieht, markiere („Fein!“) und belohne sofort.
  • Wiederholungen: Kurz und oft, 5–10 Mal pro Session, mehrere Sessions am Tag.
  • Tipp: Nutze kleine, sehr schmackhafte Belohnungen. Ziel ist: Name = super Sache.
  1. Kurzer Recall aus Sichtweite
  • Ort: ruhiger, sicherer Raum (Wohnzimmer, Garten eingezäunt).
  • Ablauf: Geh 1–3 Meter weg, ruf fröhlich „Hier!“ oder dein Rückrufwort. Wenn er kommt, große Freude, Markieren + sehr gutes Futter oder sofortiges Spiel.
  • Wichtiger Punkt: Belohne an Ort der Ankunft, nicht in deiner Richtung (sonst lernt er, nur hinzulaufen, aber nicht wirklich zu kommen).
  • Wiederholung: 5–8x, dann Pause.
  1. Recall an der Schleppleine
  • Ort: eingezäunter Platz ohne starke Ablenkung.
  • Ablauf: Schleppleine (5–10 m) anlegen. Lass ihn frei laufen, ruf ihn, belohne, entspanne den Druck der Leine nie als Strafe. Wenn nötig, sanft einholen, aber belohne das Ankommen immer.
  • Ziel: Selbständiges Kommen trotz Bewegung und leichter Ablenkung.
  • Tipp: Lass die Leine locker, damit die Ankunft nicht immer mit Zug verbunden ist.
  1. Distanz und Ablenkung langsam steigern
  • Systematisch vorgehen: Zuerst mehr Distanz, dann stärkere Ablenkung; niemals beides gleichzeitig erhöhen.
  • Beispiele: Zwei Schritte, fünf Schritte, Sichtwechsel, andere Personen in der Nähe, kurze Spielphasen mit anderem Hund (an der Leine).
  • Belohnungsniveau anpassen: Je schwieriger, desto besser die Belohnung.
  1. Recall-Spiele (Motivation & Generalisierung)
  • Rückruf-Rennen: Zwei Personen rufen abwechselnd; wer den Hund bekommt, belohnt ihn. Hund lernt, dass Rückruf Spaß macht.
  • Versteckspiel: Eine Person versteckt sich, die andere ruft den Hund. Großer Spaß + super Motivation.
  • Hoch-/Niedrigwert-Belohnungen variieren: Anfänger = hoch (Wurst), später auch Spiel oder Freiheit.
  1. Proofing (Alltagstauglich machen)

 

  • Unterschiedliche Positionen des Menschen: Ruf aus Hocke, im Gehen, während du dich bückst, während du wegläufst.
  • Timing der Belohnung: Belohne immer direkt beim richtigen Verhalten — am besten unmittelbar an der Stelle, wo der Hund ankommt oder sitzt/liegt. So verknüpft er das richtige Verhalten mit der Belohnung.
  • Baue Unvorhersehbarkeit ein: Manchmal sofort belohnen, manchmal loben und Freigabe geben — so bleibt der Hund motiviert, nicht nur auf feste Abläufe zu warten.
  • Reduziere Sichtbarkeit der Belohnung: Übe ohne offensichtliche Leckerlis in der Hand; nutze Taschen, Beutel oder Spielsituationen als Belohnung.

Fehler, die viele machen — und wie du sie vermeidest

  • Fehler: Zu schnell zu viel Ablenkung. Lösung: Immer nur einen Faktor steigern (erst Distanz, dann Ablenkung).
  • Fehler: Rückruf benutzen, um etwas Unangenehmes zu tun (z. B. Leine anlegen, Tierarzt). Lösung: Immer positive Konsequenzen mit dem Rückruf verknüpfen.
  • Fehler: Zu lange Trainingssessions. Lösung: Kurz, häufig und motivierend (3–5 Min.). Besser 6 x 3 Min. als 1 x 20 Min.
  • Fehler: Belohnungen unpassend (zu groß, zu klein, unpassend zum Kontext). Lösung: Hochwertige Belohnungen bei Ablenkung, unterschiedliche Belohnungen im Training mischen.
  • Fehler: Bestrafen beim Nicht-Kommen. Lösung: Niemals bestrafen, wenn der Hund zurückkommt — das zerstört Vertrauen.

Praktische Troubleshooting-Situationen

  • Hund kommt nicht beim Rückruf: Sag seinen Namen, geh in die Hocke, klatsche in die Hände, locke mit extrem hochwertiger Belohnung, mach ein Spiel daraus. Vermeide Vorwürfe.
  • Hund lässt sich nicht hinsetzen/liegt nicht: Reduziere Kriterien (nur Kopfbewegung markieren), erhöhe Belohnungswert, arbeite aus entspannter Position (Sitz als Ausgangsstufe).
  • Hund springt auf dich zu, statt Sitz: Markiere das Sitzen konsequent und belohne nur sitzend. Ignoriere Springen (so möglich) und belohne ruhiges Verhalten.

Variiere Umgebung, Geräusche und Untergrund: Zimmer, Flur, Küche, Garten, Park, Waldweg, Kies, Holzsteg. Übe auf Treppen, an Türen, beim Anleinen

Konkreter 4‑Wochen-Trainingsplan (Beispiel) Ziel: Solide Grundlagen für Sitz, Platz und Rückruf. Jede Session 3–5 Minuten, 3–6 Sessions/Tag, je nach Zeit und Motivation.

Woche 1 — Aufbau & Aufmerksamkeit

  • Sitz: Locken-Methode, 5–8 kurze Wiederholungen pro Session. Füge Wortsignal ein.
  • Platz: Vom Sitz ins Platz luren, 5–8 Wiederholungen.
  • Rückruf: Name‑zu‑Blick + kurzer Recall (1–3 m) in ruhiger Umgebung, 5–10x.
  • Fokus: Hohe Belohnungsqualität, viele Marker („Fein!“/Click), kurze Sessions.

Woche 2 — Festigen & erste Distanz

  • Sitz: Fade die Lenkung mit der Hand zurück, übe 1–2 Schritte Entfernung.
  • Platz: Nutze Matte, erhöhe Dauer auf 3–5 Sekunden bevor Belohnung.
  • Rückruf: Übe an der Schleppleine, 3–5 m Distanz, leichte Ablenkung / kurze Spielphasen danach.
  • Fokus: Belohnungen variieren (Lob, Spiel), kurze Proofing‑Situationen zu Hause.

Woche 3 — Distanz & kleine Ablenkungen

  • Sitz: 3–5 Schritte, an anderen Orten (Flur, Garten). Beginne, Sitz beim Gehen zu fordern.
  • Platz: Steigere Dauer auf 10–15 Sekunden, 1–2 Schritte Entfernung.
  • Rückruf: Längere Schleppleine, 5–10 m, erste Ablenkungen (anderer Mensch in Sicht).
  • Fokus: Systematisch nur jeweils einen Faktor (Distanz oder Ablenkung) erhöhen.

Woche 4 — Alltagstauglichkeit & Generalisierung

  • Sitz/Platz: Übe Situationen (vor Tür, beim Anleinen, beim Essen), erhöhe Varianz.
  • Rückruf: Spiele (Verstecken, Renn‑Recall), proofe in Park/efingeren Ablenkungen — aber nie ungesichert bei hoher Ablenkung.
  • Fokus: Reduziere Leckerli‑Sichtbarkeit, nutze intermittierende Belohnung (nicht immer Futter, auch Freiheit/Spiel).

 

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